„Vormachen“ und „Nachmachen“ sind die wohl ältesten pädagogischen Muster, um manuelle Fertigkeiten zu vermitteln. In der produzierenden Industrie wurde der imitative Ansatz zur sogenannten Vier-Stufen-Methode weiterentwickelt und um erklärende Komponenten ergänzt, so dass der Lernende auch weiß, weshalb er welchen Arbeitsschritt zu machen hat. Durch die Mensch-Maschine-Kollaboration fällt das Modell wieder in seine archaischen Grundelemente zurück: Zeigen, fehlerfrei nachmachen. Und das ganz ohne verbale Kommunikation, ohne Widerspruch. Wir klären auf, wie das Ganze beim Schweißen mit Cobots funktioniert!
Seit geraumer Zeit fehlen deutschlandweit zahlreiche Schweißer. Laut einem bekannten Jobportal gibt es derzeit über 10.000 offene Stellen für Schweißer. Ein Trend, der anhalten wird. Denn in den kommenden Jahren werden weitere erfahrene Schweißer altersbedingt aussteigen. Zugleich fehlt es der Branche an qualifiziertem Nachwuchs. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, setzen Betriebe zunehmend Cobots für Schweißaufgaben ein.
Die Aufgabe des Schweißers besteht zukünftig darin, als Ausbilder dem Cobot spezifische Schweißaufgaben beizubrin-gen. Er überträgt sein Wissen und seine Fertigkeiten auf den Cobot. Dies geschieht, ohne eine Zeile Code programmie-ren oder komplizierte Befehle eingeben zu müssen. Denn mit Lösungen wie dem Easy Teach Device kann der Schweißer den Programmiercode automatisch generieren. Er nimmt den Cobot buchstäblich an die Hand und überträgt seine Schweißexpertise, indem er den Roboterarm entlang des gewünschten Schweißpfades führt. Der Cobot speichert die Bewegung ab und kann den Schweißvorgang nun autonom in konstant hoher Qualität ausführen. Wie bei so vielen Cobot-Anwendungen handelt es sich also beim Cobot-Schweißen nicht um eine klassische Kollaboration, bei dem sich Mensch und Maschine einen Arbeitsbereich teilen und Hand in Hand arbeiten, sondern hier macht man sich die Mög-lichkeiten der Cobots für die einfache Programmierung zunutze.
Für den Schweißer ist der Cobot ein Werkzeug, das ihm Arbeit abnimmt und den Arbeitsplatz sogar attraktiver macht. Denn beim manuellen Schweißen ist der Schweißer Gasen und Dämpfen ausgesetzt. Durch den Einsatz von Cobots kann er sich beim Schweißprozess entfernen und ist somit nicht mehr den Emissionen ausgesetzt. Auch in Sachen Ergonomie sind Cobots eine Hilfe. Denn die Schweißarbeiten werden durch die notwendige Schutzausrüstung und teilweise schwer zugänglichen Schweißpunkte erschwert, was zusätzliche körperliche Herausforderung für den Menschen darstellt. Wenn Cobots den Schweißprozess übernehmen, können sich Facharbeiter auf andere wertschöpfende Aufgaben konzentrieren, wie die Qualitätsprüfungen und Nachbearbeitungen.